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Newsletter 2014 / KW 23

Aufreger BSH – droht der deutschen Hausgeräteindustrie ein Machtverlust?

Weder eindeutig kraftvoll dementiert noch bestätigt: Der eine will, von dem anderen wissen wir nicht genau, ob auch er will. Die Rede ist von der BSH, Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, genauer gesagt von ihren beiden Gesellschaftern Siemens AG und Robert Bosch GmbH, die je 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten.

 

Laut der Frankfurter Allgemeinen, zuletzt in der Ausgabe vom 28 Mai, will Siemens Chef Joe Kaeser „das Geschäft mit den Hausgeräten loswerden.“ Fünf Milliarden Euro hofft der CEO in die Siemens Kassen gespült zu bekommen. Na ja, da muss zumindest die Bosch GmbH mitspielen. Zahlt Bosch des lieben Friedens willen oder gar aus strategischer Überzeugung? Wir wissen es nicht. Was könnte auf die Branche zukommen, wenn die Siemens AG wirklich bei der BSH aussteigt? Raum für herrliche Gedankenspiele.

 

Das einfachste Szenario: Die Robert Bosch GmbH übernimmt. Bleibt dann nur die Frage: Was passiert auf Dauer mit der Marke Siemens? Gewährt die Siemens AG „ihrer alten BSH“ ein Vermarktungsrecht von 5, 10, 30 oder gar 99 Jahre? Alles unter einer Laufzeit von 10 Jahren könnte den Handel relativ zügig veranlassen, sich von der Marke Siemens zu trennen. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar: Ein Hausgeräte-Markt – speziell bei Einbaugeräten - ohne Siemens-Label!

 

Nächstes Szenario: Was sind denn die Konsequenzen, wenn die Bosch GmbH treu zur BSH steht, jedoch den Siemens-Anteil nicht erwirbt? Dann muss ein fremder Dritter her, der übernimmt und die Kohle auf den Tisch legt. Ein „Geldanleger“, wie z. Bsp. eine Versicherung, die sich durch die Beteiligung eine höhere Rendite als am Kapitalmarkt verspricht? Könnte ein guter Ansatz sein. Doch auch hier stellt sich die Frage der Siemens-Markenrechte, wie bereits dargelegt. Aus Bosch Sicht wahrscheinlich noch eine willkommene Lösung.

 

Doch wenn sich ein solcher inaktiver Samariter nicht findet, was nun? Dealt die Siemens AG dann mit einem Finanzinvestor oder gar einem Wettbewerber aus China, Korea oder der Türkei? Die würden sich sicher die Butter nicht vom Brot nehmen lassen und aktiv mitmischen. Könnte es geschehen, dass aus Bosch Siemens ein Bosch Samsung, ein Bosch Haier oder ein Bosch Beko entsteht?

 

Zu den Folgen: Die Marke des Investors würde von der Infrastruktur der BSH und der Zugkraft der Marke Bosch profitieren, das in Bälde ungeliebte Siemens-Etikett auf den Geräten verschwindet. Gefährdet im Rahmen von Markenbereinigungen sind auch einige kleinere strategische Marken wie Constructa & Co. Aber viel schlimmer: Es käme sicherlich zu Produktionsverlagerungen ins Ausland und zu Werksschließungen in Deutschland.

 

Auszuschließen auch nicht der Fall, dass der Bosch Geschäftsführung auf der Gerlinger Schillerhöhe die Muffe geht und das Führungsgremium sich entscheidet, ebenfalls ihren Anteil zu Markte zu tragen – gemäß dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Was dann sprach Zeus? Ein Gang an die Börse? Geht nur, wenn die Namensrechte dauerhaft zur Verfügung stehen. Oder ein Modell à la Philips / TP-Vision. Man stellt seine guten Marken Bosch wie auch Siemens gegen Langzeit-Lizenz zur Verfügung, das schnöde Tagesbusiness überlässt man Finanzinvestoren oder liebgewonnenen Wegbegleitern.

 

Also Tür sperrangelweit auf für einen ausländischen, wahrscheinlich dann asiatischen Anbieter. Zwar blieben die Marken Siemens und Bosch voraussichtlich über viele Jahre erhalten, doch hinter der vermeintlich deutschen Fassade machen andere den 10 Milliarden Umsatz, verstärkt mit noch mehr Produktionsstätten jenseits unserer Grenzen, mit weniger Mitarbeitern hierzulande.

 

Egal welches der Szenarien zum Tragen kommt: Die bisher relativ geordnete Marktsituation mit einer noch starken deutschen Großgerätedominanz geht wohl definitiv zu Ende. Für Siemens CEO Joe Kaeser und seine Vision 2020 ein in Kauf genommener Kollateralschaden, für die Hausgerätebranche in Deutschland und auch in Europa eine kräftige Verwerfung. Der Siemens-Ausstieg bei der BSH öffnet meines Erachtens speziell den aggressiven asiatischen Anbietern noch weiter Tür und Tor. Mir schwant nichts gutes, der Blick auf den Nachbarschaftsmarkt Fernsehen lässt mich schaudern. Sollte die Siemens AG ihren noch nicht offiziell verkündete Ausstieg bei der BSH wahrmachen, dann droht der deutschen Hausgeräteindustrie ein deutlicher Machtverlust. Joe Kaeser – Totengräber der deutschen Hausgerätebranche? Ein bisschen schon …

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Clickfavoriten

Kaum zu glauben: Der Samsung Waschmaschine WW9000 fehlten nur 4 winzige Suchanfragen zur absoluten Spitzenposition. Trösten kann sich der koreanische Gerätemulti mit einer um 35 Prozent höheren Betrachtungszeit seines Flaggschiffs als die des Clickfavoriten Oranier.

 

Doch würde man alle Suchanfragen nach den drei Bosch Küchenmaschinen MUM 5 HomeProfessional, MUM 54420 und MaxxiMUM zusammenzählen, dann würden die Bosch Küchenmaschinen die eindeutige Spitzenposition in der Top-Ten Auflistung von www.infoboard.de, Neuheiten-Navigator für Elektrohausgeräte, einnehmen. Erneut auffällig: Das Thema Kaffee findet aktuell im Ranking keine Beachtung.

 

Die Auswertung nach Marken ergab folgende Top-Fünf-Reihenfolge: Bosch, Miele, AEG, Philips, und Siemens. (Reihenfolge Ende April: Bosch, Miele, AEG, Samsung und Siemens)

 

Die aktuelle Auflistung beruht auf der Basis von 41.360 Konsumenten-Suchanfragen (1.334 pro Tag) an infoboard.de.

 

Die Clickfavoriten im Zeitraum vom 1. bis 31. Mai 2014

Platz 01 – Oranier Retro Kühlschränke
Platz 02 – Samsung Waschmaschine Blue Crystal WW9000
Platz 03 – Babyliss Lockenstab C1000E The Curl Secret

Platz 04 – Siemens Dunstabzugshaube LD97AA670
Platz 05 – WMF Mixer Kult X Mix & Go
Platz 06 – Bosch MUM Küchenmaschine 54420 Red Diamond
Platz 07 – KitchenAid Artisan Küchenmaschine in Pistazie
Platz 08 – Russel Hobbs Küchenmaschine Creations
Platz 09 – Bosch Küchenmaschine MUM5 Home Professional
Platz 10 – Bosch Küchenmaschine MaxxiMum

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Marktforschung

GfK: Smart Home kommt voran

Der Weg für Smart-Home-Lösungen in Haushalten ist durch die Verbreitung von W-LAN und mobilen Internetgeräten wie Smartphones und Tablets mehr denn je geebnet. Die grundsätzliche Einstellung der Bevölkerung gegenüber Heimvernetzung ist positiv. Etwa 40 Prozent der Haushalte zeigen konkretes Nutzungsinteresse an Vernetzungslösungen. Vor allem die Themen Energiesparen und Sicherheit werden nachgefragt. Das sind Ergebnisse einer aktuellen GfK-Studie.

 

Im Jahr 2014 werden in Deutschland voraussichtlich fast 24 Millionen Smartphones sowie 7 Millionen Tablets verkauft. Insgesamt nutzen bereits 80 Prozent der Online-Haushalte das Internet über W-LAN. Damit sind die Grundlagen für eine Verbreitung von Smart-Home-Lösungen gelegt. Dennoch stehen Industrie und Handel vor großen Herausforderungen: Zwar stoßen Smart-Home-Konzepte generell auf großes Interesse, die Nutzungsrate liegt derzeit aber noch unter 10 Prozent.

 

Große Aufmerksamkeit bei den Verbrauchern wecken vor allem Smart-Home-Konzepte, die beim Energiesparen helfen. Mehr als 50 Prozent der befragten Haushalte interessieren sich für intelligente Stromzähler, 44 Prozent für eine automatische Heizkörpersteuerung, und immerhin noch mehr als 30 Prozent finden eine Licht- und Steckdosensteuerung faszinierend.

 

Besonders größere Haushalte mit Eigenheim und besserer technischer Ausstattung sind offen für Smart-Home-Lösungen. Auf der Suche nach der besten Umsetzung sind neben dem Internet vor allem Elektroinstallateure und Handwerker die meist genutzten Informationsquellen.

 

Um aktuellen und zukünftigen Anbietern im Bereich Smart Home zu helfen, erfolgreiche Strategien zu entwickeln, plant GfK die Durchführung einer breit angelegten Grundlagenstudie. Beginnend mit einer Analyse von Trends und ausgehend vom aktuellen Status Quo in deutschen Haushalten wird die Studie Informationen für die zielgerichtete Entwicklung von Produkten, Services, User-Interface-Design, Zielgruppenansprache und Distribution liefern. Weiter Informationen unter www.gfk.com/die-zukunft-von-smart-home.

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Neue Produkte

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Management-Tipp

Zehn Faktoren für erfolgreichen Cross-Channel-Commerce

Cross-Channel-Commerce ist für den Handel heute ein Muss: Die Kunden haben diesen Trend gesetzt und Unternehmen müssen folgen, um mit zielgruppengerechten Angeboten präsent zu bleiben, Marktanteile zu halten und zu erschließen. Der E-Business-Dienstleister Arithnea zeigt, welche zehn Faktoren im Cross-Channel-Commerce zum Erfolg beitragen.

 

Kunden lassen sich meist nicht mehr auf bestimmte Informations- und Vertriebskanäle festlegen: Sie nutzen Online- und Mobile-Shops, Ladengeschäfte sowie Printmedien nicht nur parallel, sondern wechseln auch innerhalb eines Kaufprozesses die Kanäle. Sie prüfen beispielsweise Waren in einer Filiale, lassen sich durch Produktbewertungen online beeinflussen, bestellen per Smartphone und tauschen möglicherweise wieder in der Filiale um. Unternehmen brauchen daher eine Strategie, wie sie sich dem Channel Hopping und der parallelen Nutzung der Customer Touchpoints stellen wollen.

 

Folgende Aspekte müssen nach Auffassung des IT-Dienstleisters Arithnea berücksichtigt werden, um im Cross-Channel-Commerce nachhaltig erfolgreich zu sein:

  1. Eine zentrale Commerce-Lösung ist die Basis
    Die Integration aller Vertriebskanäle ist erforderlich, um eine Interaktion im Cross-Channel-Angebot zu ermöglichen und die Kanäle auch zentral steuern zu können. Parallel sollte im Rahmen der Cross-Channel-Strategie bestimmt werden, welche Produkte in welchem Kanal zu welchem Preis angeboten werden.
  2. Integration gehört dazu
    Die Infrastruktur – angefangen von ERP-Systemen bis hin zu Fulfillment-Prozessen – muss mit der zentralen Commerce-Lösung verbunden sein. Dies ist gerade für Handelsunternehmen ein entscheidender Schritt, um neue Kundensegmente zu erschließen und die Umsätze zu steigern.
  3. Big Data – den Überblick in der Datenflut bewahren
    "Big Data" ist in aller Munde – jedoch ist die Umsetzung und der erfolgreiche Einsatz bei der Kundenansprache noch in den Kinderschuhen. Nur wenn die Systeme konsolidierte Informationen über Zielgruppen, Produkte, Preise, Verfügbarkeit etc. zentral bereitstellen, lassen sich gezielt Daten extrahieren, analysieren und nachhaltige Entscheidungen treffen.
  4. Den Kunden im Fokus behalten
    Nicht nur für den Vertrieb, sondern auch für das Marketing ist eine integrierte Planung und Umsetzung der Kommunikationsmaßnahmen unerlässlich. Hierzu gehört neben der klassischen Erstellung von relevantem Content ebenso eine konsistente Kundenansprache über alle Kanäle hinweg.
  5. Content is King – Context is Queen
    Content, selbst wenn er noch so hochwertig ist, ist nur im richtigen Context für Kunden interessant und sinnvoll. Nur durch gute Kontextualisierung und Personalisierung ergeben sich weitere Verkaufspotenziale.
  6. Ohne mobile geht nichts
    Die Unterstützung mobiler Endgeräte ist keine Zugabe, sondern eine Kernfunktion: Künftig wird die Mehrzahl der Kunden über Smartphones und Tablets kommunizieren und einkaufen.
  7. Mitarbeiter sind die besten Botschafter
    Die Mitarbeiter sollten für alle Kanäle geschult sein, um zum Beispiel auch Onlinekunden in der Filiale vor Ort beraten zu können. Auf diese Weise bietet sich einerseits dem stationären Handel die Chance für gezielte Cross- beziehungsweise Up-Selling-Maßnahmen, andererseits erhält der Kunde eine individuelle Beratung und weiterhin die Flexibilität zum Onlinekauf. Parallel dazu sind Anreiz- und Provisionsregelungen essenziell, die mit dem Channel Hopping der Kunden in Einklang stehen.
  8. Weg vom firmeninternen Abteilungsdenken
    Die Umsetzung einer Cross-Channel-Strategie ist eine organisatorische Herausforderung: Widersprüchliche Prioritäten, Konkurrenzdenken der Abteilungen und siloartige Strukturen können zum Kampf der Kanäle führen und müssen bereinigt werden. So sollte der Kunde im Fokus stehen – nicht die internen Strukturen und Prozesse.
  9. Social Commerce belebt das Geschäft
    Handelsunternehmen sollten über soziale Mechanismen nicht nur eine Beziehung zu ihren Kunden aufbauen, sondern gerade auch den Dialog zwischen Kunden forcieren. Kunden wollen ihre Erfahrungen austauschen, sich in der vernetzten Welt mitteilen und Produkte bewerten. So sind gerade Produktbewertungen von Kunden für Kunden glaubwürdiger und ein wesentlicher Bestandteil im Kaufentscheidungsprozess.
  10. Channel Hopping als Potenzial
    Händler müssen Channel Hopping nicht fürchten, wenn sie es schaffen, Kunden durch nahtlose Marken- und Einkaufserlebnisse beim Sprung über die Kanäle hinweg an sich oder die Marke zu binden. Unternehmen müssen nachhaltig neue Kanäle erschließen und konsistente Informations- und Kaufprozesse bieten, um Kunden langfristig zu binden, Umsatz im eigenen Unternehmen zu halten und Marktanteile zu gewinnen.


"Den Trend zum kanalübergreifenden Einkaufen haben die Kunden initiiert und sie sind den meisten Unternehmen hier noch immer um Meilen voraus", erklärt Olaf Kleidon, Geschäftsführer der Arithnea GmbH in Neubiberg bei München. "Umso dringender ist gerade für Händler eine nachhaltige Cross-Channel-Strategie – weg vom internen Kampf der Kanäle, hin zum Kunden."

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Zitat

„Amazon hat eine Plattform geschaffen, die es über zwei Millionen (!!!) Händlern weltweit erlaubt, ihre Produkte auf Amazon zu verkaufen. Mehr als eine Milliarde Artikel wurden dabei verkauft. Mehr als zehn Milliarden Dollar Umsatz wurden dabei erzielt. Tendenz stark steigend. Das ist Amazon – die Millionärsfabrik."

 

Zitiert aus dem Insider-Ratgeber „amazon – die Millionärsfabrik“ von Philipp Puttkammer, www.millionärsfabrik.de

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