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Newsletter 2014 / KW 19

MSH: Zwischen den Mühlsteinen

Media Markt Mitbegründer Erich Kellerhals gilt als Stänkerer, als halsstarrig, als jemand, der aus Leidenschaft nervt und zündelt. Bei seinen Attacken greift er auch gerne in die Trickkiste. Obwohl der Vertrag von MSH-Chef Horst Norberg erste Ende 2015 ausläuft, sucht er auf seiner Homepage schon jetzt nach seinem Nachfolger. Bei seinem Mit- und Hauptgesellschafter Metro dürfte er mit der Stellenausschreibung wahrlich nicht auf Gegenliebe gestoßen sein.

 

Wollte er mit seinem Schritt nur piesacken, seinen Dauerzwist mit der Metro-Spitze erneut anfachen oder hatte er noch eine andere Absicht? Vielleicht der Metro-Spitze nochmals die von ihm mit geprägten Erfolgsprinzipien der MSH einfach nur in Erinnerung bringen, erneut ins Stammbuch schreiben? Schauen wir uns Passagen aus seiner Stellenanzeige an. Da heißt es:

Media Markt und Saturn besitzen ein einzigartiges System zwischen zentraler und dezentraler Unternehmens-Steuerung und -Verwaltung. Dieses System garantiert bei richtiger Anwendung eine Überlegenheit im Wettbewerb.“ Vertiefend dazu: „Alles, was zentral besser und billiger zu lösen ist, wird zentral organisiert. Was die Motivation und Verantwortung der Mitgesellschafter und Mitarbeiter erhöht, wird dezentral organisiert. Alles was die nachhaltige Kundenzufriedenheit im Markt fördert wird dezentral organisiert. Dezentral wird gefördert, was der Betreuung und Schulung der Märkte durch Lieferanten über deren Produkte mehr Vorteile bringt, als durch zentrale Einkaufsorganisationen ohne Marktbetreuung. Zentrale Schulungssysteme für Berater wären ansonsten erforderlich um die Fachkompetenz aufrecht zu erhalten.“

 

Dezentralisierung versus Zentralisierung, bzw. (bisherige) Unternehmenskultur Ingolstadt versus purer Düsseldorfer Zentralisierung? Da prallen diametrale Führungsstile aufeinander. Kellerhals weiß das und ihm ist bewusst, ein Norberg-Nachfolger, der beiden Kulturen gerecht werden kann und muss, ist so ohne weiteres dir nichts mir nichts nicht zu finden. Seine nachvollziehbare Überlegung: rechtzeitig suchen!

 

Und eine weitere Sorge treibt ihn. So beschreibt er auf seiner Internetseite die aktuelle Situation der MSH mit den Worten: „Seit 2011 hat sich der Gewinn bei Media- Saturn halbiert und reduziert sich auch im Geschäftsjahr 2013/2014 weiter.“ Kellerhals hält 21,62 Prozent der Anteile an Media-Saturn. Geht aus seiner Sicht die Rendite des einstigen Vorzeigeunternehmens weiter in den Keller, werden seine Anteile weniger Wert. Das kann nicht in seinem Sinne sein, außer er möchte unbedingt die dann auch billiger gewordenen MSH-Anteile zurückkaufen. Macht aber auch nur dann Sinn, sofern Kellerhals Lösungen für erneutes Wachstum und für überdurchschnittlichen Ertrag der Gruppe in petto hat.

 

Doch wie sollen neue Umsatz- und Ertragskonzepte in einer Einzelhandelslandschaft voller Umbrüche stattfinden? Aktuell hat das IFA Köln in vier Szenarien dargelegt, welchen Strukturwandel stationäre Händler durchleben, welche Horrorzeit ihnen bevorsteht.

 

Da meldet sich Media-Saturn-Chef Horst Norberg in der Welt zu Wort und macht auf Zuversicht: "Wir werden die Zahl von 1000 Standorten Ende 2014 oder Anfang kommenden Jahres überspringen. Warum erweitern wir das Standortnetz? Weil sich der stationäre Handel weiterhin entwickeln wird. Es gibt einfach viele Menschen, die gerne bummeln, die sich gerne Innovationen anschauen und Neuheiten erklären lassen. Der stationäre Handel ist noch lange nicht erledigt und auch nicht am Ende seiner Expansion angelangt. Als Multichannel-Unternehmen wachsen wir über alle Kanäle. Das ist unser großer Vorteil."

 

Und der Einzelhandels-Experte weiter: "Im Unterschied zu reinen Online-Playern entwickeln wir ein echtes Multichannel-Geschäft. Die Kunden können über alle Kanäle Ware einkaufen oder auch zurückgeben – online oder in den Märkten. Deshalb bündeln wir jetzt alle diese Aktivitäten in unserer Tochter Media-Saturn E-Business, einer Dienstleistungsgesellschaft."

 

Und dann plaudert Norberg noch über Pilotprojekte: "Im Mai starten wir mit dem Same-Day-Delivery-Anbieter Tiramizoo bei den Saturn-Märkten in München und Berlin ein Pilotprojekt, bei dem Online-Bestellungen gegen eine Gebühr noch am selben Tag geliefert werden. Innerhalb von 30 Minuten bis zu drei Stunden oder zum Wunschtermin."

 

"Unter dem Namen Media Markt Depot testen wir ein preisaggressiveres Konzept in den unteren und mittleren Angebotsklassen in sehr einfacher Ladenausstattung. Die Linie konzentriert sich auf Standard-Sortimente des täglichen Gebrauchs und wird ein sehr niedriges Preisniveau fahren. Wir führen nach diesem Konzept einen Markt in Ungarn, drei weitere sind in Polen geplant, wir prüfen den Einstieg in weiteren Ländern. Ein weiteres neues Format ist Saturn Connect – das sind kleine Läden im trendigen Design in Innenstädten und Einkaufszentren. Hier haben wir bisher einen Shop in Kattowitz in Polen und zwei in den Niederlanden. Auch das ist, wie Media Markt Depot, vorerst ein Test. Saturn Connect konzentriert auf Mobilfunk, Laptops, Computer und weitere Digitalgeräte. Für Deutschland sind Media Markt Depot und Saturn Connect nicht geplant, da wir hier schon über ein sehr dichtes Netz verfügen."

 

Die Welt fasst die Situation der MSH in der Schlagzeilenformulierung wie folgt zusammen: „Bei Europas größter Elektronik-Handelskette Media Saturn fliegen die Fetzen. Die Geschäfte laufen miserabel, die Eigentümer überziehen sich wechselseitig mit Vorwürfen.“ Unternehmenskultur und Konsumentenwandel - MSH zwischen den Mühlsteinen? Spannend wer daraus Kapital schlagen kann – am ehesten vielleicht expert?

 

Das komplette Interview auf "Die Welt" können Sie hier lesen.

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Clickfavoriten

Bewegung findet aktuell in erster Linie im unteren Bereich der Tabelle statt. Der Severin Elektrogrill PG 2786 / PG 2785 wie auch der Dirt Devil Staubsauger Infinity Rebel 50 konnten sich nicht unter den Top-Ten Suchanfragen behaupten. Dagegen schaffte der Bosch Staubsauger Zoo’o ProAnimal, der auf der Roadshow ProTour im März/April gezeigt wurde, den Sprung ins Ranking. Zurück unter den Clickfavoriten: Der WMF Mixer Kult X Mix & Go.
Federn musste leider die Liebherr Kühl-/Gefrierkombination CBNPbs3756 BlackSteel lassen. Sie rutsche von Platz zwei auf den achten Rang ab.

 

Die Auswertung nach Marken ergab folgende Top-Fünf-Reihenfolge: Bosch, Miele, AEG, Samsung und Siemens. (Reihenfolge Ende März: Miele, AEG, Braun, Bosch und KitchenAid).

 

Die aktuelle Auflistung beruht auf der Basis von 37.754 Konsumenten-Suchanfragen (1.258 pro Tag) an infoboard.de.

 

Die Clickfavoriten im Zeitraum vom 1. bis 30. April 2014

Platz 01Babyliss Lockenstab C1000E The Curl Secret
Platz 02Oranier Retro Kühlschränke
Platz 03Siemens Dunstabzugshaube LD97AA670

 

Platz 04 – KitchenAid Artisan Küchenmaschine in Pistazie
Platz 05 – Bosch Tassimo Joy
Platz 06 – Russel Hobbs Küchenmaschine Creations
Platz 07 – Samsung Waschmaschine Blue Crystal WW9000
Platz 08 – Liebherr Kühl-/Gefrierkombination CBNPbs3756 BlackSteel
Platz 09 – Bosch Staubsauger Zoo’o ProAnimal
Platz 10 – WMF Mixer Kult X Mix & Go

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Marktforschung

Vier Horror Szenarien für die Handelswelt im Jahr 2020

Das IFH Köln hat erstmals in vier unterschiedlichen Szenarien berechnet, wie die Handelswelt im Jahr 2020 aussehen könnte. Dabei wird die Zahl stationärer Geschäfte sinken. Bis 2020 rechnen die IFH-Experten – abhängig vom jeweiligen Szenario – mit 24.000 bis 58.000 Geschäften weniger in Deutschland.

 

Handel im Wandel: Zwischen Online und Offline, Discount und Mehrwert

Die IFH-Experten unterscheiden in der Studie zwischen zwei Online-Szenarien und zwei Offline-Szenarien. Während die Online-Szenarien „E-Basic 1.0“ und „E-Motion 1.0“ von weiterhin anhaltend hohen Wachstumsraten im Online-Handel ausgehen, wird in den Offline Szenarien „Discount 2.0“ und „City Revival 2.0“ der Online-Handel zwar weiterhin an Bedeutung gewinnen, aber nur noch abnehmende Wachstumsraten realisieren. Aggregiert betrachtet, wird der Online-Umsatzanteil am Einzelhandel 2020 zwischen zehn und 22 Prozent liegen.

 

Darüber hinaus wird zwischen einer Discount- und einer Mehrwert-Perspektive unterschieden. Letztere zeichnet sich durch eine verstärkte Markenorientierung, Nachhaltigkeitsbemühungen und die Erschließung neuer Zielgruppen aus. Ein generelles Marktwachstum im Einzelhandel berechnen die IFH-Experten lediglich für das Mehrwert-Szenario „City Revival 2.0“. Die Verluste des stationären Einzelhandels liegen in den übrigen drei Szenarien zwischen minus 59 und minus vier Milliarden Euro.

 

Dem Multi-Channel-Handel gehört die Zukunft

Auch wenn der Online-Handel weiterhin stark wachsen wird, wird der stationäre Handel nicht gänzlich von der Bildfläche verschwinden. Trotz abnehmender Umsatzpotenziale, hat der stationäre Handel enorme Stärken gegenüber dem E-Commerce und bleibt nicht zuletzt auch für spontane Shopping-Erlebnisse unerlässlich. Nichtsdestotrotz bedrängen die neuen Online-Vertriebsformen vor allem die klassischen Handelsformate, sodass es auch hier in den kommenden Jahren zu weiteren Formatverschiebungen kommen wird. Gegensteuern kann der Handel vor allem mit Multi-Channel-Konzepten, die sowohl online als auch stationär im Wettbewerb bestehen können und deren Marken kanalübergreifend geführt werden.

 

Darüber hinaus rechnen die IFH-Experten vor allem Formaten zwischen Shopping, Freizeitgestaltung und Gastronomie gute Chancen aus, zukunftsfähig zu sein. „Der Handel muss sich neu definieren. Der Händler vor Ort wird zum Berater, Animateur, Stylisten oder Gastronomen und bleibt eben auch Verkäufer. Der Handel ist jetzt gefragt, tragfähige Konzepte zu entwickeln und die Weichen für die Zukunft zu stellen“, so Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.

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Neue Produkte

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Buch-Tipp / Management-Tipp

Erfolg hat, wer Regeln bricht – wer keinen Bock hat, fliegt!

Im letzten Newsletter hatten wir Ihnen eine Idee vom Ausnahmeunternehmer Mike Fischer weitergegeben – Sie erinnern sich an das Etablieren einer Ideenkultur. Mike Fischer beschäftigt Mitarbeiter für eine Pizza-Kette sowie für mehrere Fahrschul-Filialen, zwei Branchen, die sich für ihn nicht ausschließen. In beiden Unternehmungen hat er diese Ideenkultur erfolgreich etabliert, wie er in seinem Buch „Erfolg hat, wer Regeln bricht“ darlegt. Diese Ideenkultur führt dazu, dass die Pflanzen im Geschäftsgebäude gesund und kräftig sind – weil sich jemand darum kümmert -, dass auch der hartnäckigste Rechts-vor-Links-Missachter die Unfallgefahr schnallt – weil es ihm eine Handpuppe an der Hand des Fahrlehrers zubrüllt - und dass die Pizzeria in Gera mehr Kindergeburtstage ausrichten darf – weil eine Mitarbeiterin an die gestressten Mütter denkt.

 

Es sind die kleinen Dinge und Details, die letztlich eine große Wirkung haben, auf die man aber erst mal kommen muss und auf die man nicht allein kommen kann. Diese Detailfreude erinnert stark an Klaus Kobjoll, der in seinem Nürnberger Schindlerhof die „wa(h)re Herzlichkeit“ etabliert: Für den Gast/Kunden scheitert der Eindruck oft an einem winzigen Detail. Man weiß nur nicht, welches Detail den Ausschlag gibt. Andererseits: die Bereitschaft zur Ideenfindung spielt schon im Vorstellungsgespräch eine große Rolle. Wer mit negativen Gedanken und Urteilen die Entwicklung der Firma blockiert, erfährt Konsequenz: Er braucht gar nicht erst antreten bzw. kann schon in der Probezeit wieder gehen.

 

Doch nicht nur die Ideenkultur beeindruckt in diesem Buch. In herzlicher, humorvoller Art schildert Mike Fischer, dass er den Satz „Der Fisch fängt vom Kopf her an zu stinken“ sehr wohl begriffen hat. Um ein Unternehmen zu führen, ist das Bewusstsein für die eigene Lebensverantwortung wichtig – das bedeutet kritische Selbstreflexion auch im Hinblick darauf, was man erreichen will und mit wem man da hin kommt. Daraus folgt, dass man nicht nur die Besten haben will – also Menschen, die begeisterungsfähig sind und für etwas brennen können -, sondern auch die unendliche Macht der eigenen Gedanken anerkennt. Und richtig brisant wird es erst, wen es um die Macht der Fokussierung geht. Aber das lesen Sie am besten selbst. Das lesenswerte und lohnende Buch ist auch als ebook » erhältlich.

 

Mike Fischer

Erfolg hat, wer Regeln bricht

Wie Leidenschaft zu Spitzenleistung führt. Ein Ausnahmeunternehmer packt aus

Buch gebunden
1. Auflage 2014 | 208 Seiten | Linde Verlag
ISBN: 9783709305508
Preis: 19,90 €

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Zitat

„Der Onlinehandel braucht die Offline-Welt, um das Gesicht seiner Marke in den Köpfen der Konsumenten zu festigen. Online klappt das immer noch nur bedingt. Stellen Sie sich doch beispielsweise einmal die Landingpages und Produktseiten führender Online-Modehändler im Web ohne Logo vor - und versuchen Sie dann herauszufinden, in welchem Laden Sie gerade herumklicken.“

 

Olaf Kolbrück, Blogger zu E-Commerce-Themen, auf etailment am 24. April 2014

Den vollständigen Beitrag „Warum Onliner neidisch auf die Ladenwelt schielen“ lesen Sie » hier.

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