Newsletter 2014 / KW 27
ESC 2014: Zeit für eine stationäre Gegenoffensive
Bildgalerien Euronics Summer Convention (ESC)
Wenn „Sternenstaub“ auf ihren Handelsbetrieb niedergeht, dann haben Sie als Händler alles richtig gemacht. „Sternenstaub“ – bester Beweis, dass ihre Kunden, ihren Betrieb als „Love-Maschine“ empfinden, so Anne Schüller, Expertin für Empfehlungsmarketing auf der Euronics Summer Convention (ESC) Ende Juni auf Mallorca. Ein Ziel, das konsequentes Handeln auf allen Ebenen voraussetzt.
Zum Beispiel müssen Mitarbeiter bei ihrer Kundenansprache wissen, Männlein und Weiblein ticken unterschiedlich. „Männer wollen Helden sein, Frauen brauchen Liebe“, weiß Anne Schüller. Oder betrachten wir den Zahlungsvorgang an der Kasse. Für Schüller ein Ort des Schmerzes. Hier brauchen Kunden besondere Wertschätzung, kein herzloses Abkassieren, sollen ein „Like“ oder eine Weiterempfehlung in Gang kommen. Gekonntes Empfehlungsmarketing, so Schüller, ist in der heutigen Zeit von „Like und Dislike“ ein starkes Instrument für neuen Umsatz und zur loyalen Kundenbindung.
Holger Jung, Mitgründer und Geschäftsführer der renommierten Hamburger Agentur Jung von Matt, plädiert ebenfalls für eine glückliche Beziehung zwischen „Kunde und Handelsbetrieb. Jung, der mit seiner Kreativschmiede seit vielen Jahren auch die Euronics betreut, kennt sieben goldene Regeln gegen drohenden Liebesentzug:
- Marke hoch halten und Marke pflegen
- Verfügbarkeit gewährleisten und Stärke der Genossenschaft nutzen
- Kernstärke weiter ausbauen: starke Marke & regionale Verwurzelung
- Konsistentes Markenbild schaffen: kulant und kanalübergreifend
- Pakete schnüren. Einkaufserlebnis. Top-Beratung und Service
- Vielfältige Kontakt- und Dialogmöglichkeiten
- Highlights schaffen.
Die Studie „Category Killer“ der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner, München, hat in der Handelslandschaft für viel Wirbel gesorgt. Partner Dr. Johannes Berentzen betont, „Category Killer“ sage nicht das Ende des stationären Handel voraus – im Gegenteil. Berentzen ermutigte die Teilnehmer der Euronics Summer Convention mit den Worten: Es ist Zeit für eine stationäre Gegenoffensive!
Drei Impulse aus seinem Vortag greift dieser Newsletter auf. So ruft er den über 1.500 Kongress-Teilnehmern zu:
„Erliegen sie nicht der gefährlichen Versuchung einer Online-Hörigkeit! Braucht wirklich jeder einen Online-Shop?“
„Machen Sie aus ihrem Point of Sale einen Point of Emotion. Begeistern Sie doch einfach ihre Kunden!“
Oder wie kann ich Produkte mit Dienstleistungen kombinieren – gemäß der Devise: Solution Selling statt Product Selling!
Im Mittelpunkt der Euronics Summer Convention 2014: Die Fortschreibung des Cross Channel Retailing CCR@euronics.de als intelligente Vernetzung der Off- und Online-Welt. Getragen wird das Konzept von dem Leitgedanken, im Netz die lokalen Stärken des jeweiligen Euronics-Mitglieds auszuspielen. Per „Drive2Retail“, so Marketingleiter Jochen Mauch, sollen Kunden beim Online-Kauf immer in Kontakt mit dem räumlich nächsten Euronics-Mitglied mit entsprechender Warenverfügbarkeit in Kontakt kommen. Weiterer Vorteil für das Mitglied: Ihm obliegt die Preishoheit, die er an seinem lokalen Marktumfeld ausrichten kann.
Mauch ist optimistisch, dass sich die Mitglieder zügig für das Cross Channel Konzept einschreiben. Am 3. November wird dann gestartet. In Kürze will man über 1.000 Touchpoints im Netz haben. Dies gewährleiste schnellste Lieferung, Click & Collect in Perfektion. Zum Abschluss seiner Ausführungen machte Mauch nochmals deutlich: „Cross Channel ist keine Zusatzqualifikation, sondern muss ein organischer Bestandteil des Geschäftsmodells sein.“
Ebenfalls sollten sich die Mitglieder mit dem Thema Smart Home beschäftigen. Gleich vier Referenten gingen auf dieses Thema ein. Eine GfK-Studie zu Smart Home, so Jürgen Boyny, zeige eine immer größere Aufgeschlossenheit. Euronics Vorstandssprecher Benedict Kober hält in seinem Trend Monitor fest: „Trotz hohem Interesse am Smart Home, sei die Kaufbereitschaft dafür noch gering.“ Ändern möchte dies Dr. Dirk Wössner, Geschäftsführer Vertrieb der Telekom Deutschland. Er stellte dem Auditorium das System Qivicon vor, vermittelte Tipps zur optimalen Vermarktung und präsentierte interessante Einstiegspakete.
Auch Volker Klodwig von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH streifte das Thema Smart Home und machte auf die BSH-Lösung „Home Connect“ aufmerksam, groß zu sehen auf der kommenden IFA.
Noch mehr lag Klodwig am Herzen, den Euronicern das Potential aus dem Ersatzbedarf von Einbaugeräten aufzuzeigen. Seine Formel lautet: Bei 40 Millionen Haushalten gibt es einen Ersatzbedarf bei 14 Millionen Küchen. Daraus errechnet sich ein Volumen von 56 Millionen Geräten, das nur darauf wartet, wachgeküsst zu werden. Und Kober unterstreicht in seinen Ausführungen: „Nirgends ist der Ersatzbedarf so groß wie bei Hausgeräten!“
Was hält uns nur zurück, all die Chancen des Marktes voll auszuschöpfen? Dieser Frage ging zum Ende des Kongresses Peter Brandl nach, einst Pilot und heute aufgrund seiner Erfahrungen als Fluglehrer ein gefragter Coach. Brandl zeigte erstaunliche Parallelen zwischen der Fliegerei und dem Unternehmensalltag auf. Drei Erfolgsfaktoren gab er den Teilnehmern der Euronics Summer Convention mit auf den Heimweg: Schlüssel Nummer 1: Übernehmen Sie Verantwortung für die Situation. Wegducken ist keine Lösung. Schlüssel Nr 2: Wohin navigieren Sie? Und Schlüssel Nr 3: Treffen sie eine Entscheidung. Besser eine schlechte Entscheidung als gar keine. Und dann zum Schluss noch die motivierende Erkenntnis: „Erfolg ist die Summe aller überlebten Fehler.“
Clickfavoriten
Alte Möhrchen ganz groß: Geräte aus 2011 und 2012 kleben im Ranking fest wie Pattex. Dabei kommen nahezu täglich neue Elektrogroß- und Kleingeräte auf den Markt. Na ja, wenigstens die Samsung Waschmaschine Crystal Blue WW9000 stammt aus diesem Jahr und auch der Hoover Floormate macht Mut, dass auch Neuheiten von den Verbrauchern und Verbraucherinnen gesucht und nachgefragt werden.
Bei der Auswertung nach Marken wird deutlich, Samsung gewinnt auch in der Weißen Ware deutlich an Strahlkraft. Das wird die etablierten deutschen Marken bzw. Herstellern gar nicht gefallen, ist aber gemessene Realität.
Die Auswertung nach Marken ergab folgende Top-Fünf-Reihenfolge: Miele, Bosch, AEG, WMF und Samsung. (Reihenfolge Ende Mai: Bosch, Miele, AEG, Philips und Siemens).
Die aktuelle Auflistung beruht auf der Basis von 39.693 Konsumenten-Suchanfragen (1.323 pro Tag) an infoboard.de.
Die Clickfavoriten im Zeitraum vom 1. bis 30. Juni 2014
Platz 01 – Oranier Retro Kühlschränke
Platz 02 – Samsung Waschmaschine Blue Crystal WW9000
Platz 03 – Babyliss Lockenstab C1000E The Curl Secret
Platz 04 – Siemens Dunstabzugshaube LD97AA670
Platz 05 – WMF Mixer Kult X Mix & Go
Platz 06 – Hoover Hartbodenreiniger Floormate FL700
Platz 07 – LG Kühl-Gefrierkombination GB7143 A2BZ Auto Icemaker
Platz 08 – Haier 3 D-French Door HB-21
Platz 09 – Philips Bügelstation GC9940
Platz 10 – Bosch Küchenmaschine MUM5 Home Professional
Marktforschung
GfK-Attraktivitäts-Ranking: Hat Ihr Standort Magnetwirkung?
Mittelstädte können ein hohes Potenzial für den Einzelhandel bieten, wie die GfK-Studie zur Einzelhandelszentralität 2014 belegt. Um dieses Potenzial zu nutzen, müssen bestimmte standort- und immobilienspezifische Voraussetzungen erfüllt sein. Ein wesentlicher Faktor für die Ansiedlung oder den Erhalt einer attraktiven Handelslandschaft ist das Vorhandensein geeigneter Handelsimmobilien.
Mittelstädten wie Straubing, Passau und Weiden gelingt es im Jahr 2014 erneut, Einzelhandelsumsätze zu generieren, die mehr als doppelt so hoch wie die vor Ort ansässige Einzelhandelskaufkraft sind. Mit Zentralitäten zwischen 213,7 und 204,7 führen die bayerischen Mittelzentren das Ranking der GfK-Studie zur Einzelhandelszentralität 2014 vor Einkaufsmetropolen wie Berlin, München und Hamburg an. Allein in den Top 20 finden sich 15 Mittelstädte zwischen 20-100.000 Einwohnern.
Top 10 Kreise – GfK Einzelhandelszentralität 2014
Rang | Stadt- oder Landkreis | Einwohner | Einzelhandelszentralität* |
1 | SK Straubing | 45.099 | 213,7 |
2 | SK Passau | 49.038 | 207,7 |
3 | SK Weiden i.d.OPf. | 41.684 | 204,7 |
4 | SK Trier | 106.544 | 201,8 |
5 | SK Schweinfurt | 52.098 | 201,7 |
6 | SK Würzburg | 124.577 | 186,5 |
7 | SK Rosenheim | 59.935 | 181,9 |
8 | SK Hof | 44.461 | 176,2 |
9 | SK Memmingen | 41.551 | 173,4 |
10 | SK Zweibrücken | 34.064 | 169,5 |
Quelle: GfK Einzelhandelszentralität Deutschland 2014 l * Wert 100: Kaufkraftzufluss entspricht -abfluss
Die Studie GfK Einzelhandelszentralität 2014 schlüsselt das Potenzial für den Einzelhandel für alle Regionen Deutschlands auf. Werte über 100 stehen für einen Kaufkraftzufluss, Werte unter 100 für einen Kaufkraftabfluss. 157 Kreisen mit einer Zentralität über 100 stehen 245 Kreise mit Werten unter 100 entgegen. Das bedeutet, das es 60 Prozent der deutschen Kreise nicht gelingt, die Kaufkraft der Bewohner in Umsätze zu konvertieren oder gar zusätzliche von außerhalb anzuziehen.
Es gibt diverse strukturelle Gründe für das auf den ersten Blick mitunter überraschend gute oder schlechte Abschneiden im Attraktivitätsranking: Erfolgreiche große Shopping Center und Fachmarktzentren haben eine Magnetwirkung weit über die regionalen Grenzen hinweg – ein solcher Effekt ist etwa im zehntplatzierten Kreis Zweibrücken erkennbar, dessen hohe Zentralität auf das Factory Outlet Center zurückzuführen ist.
Ein weiterer versteckter Faktor liegt in der Raumstruktur des deutschen Einzelhandels begründet: Städte wie Straubing, Weiden oder Passau fungieren etwa als Mittelzentren für ein ländlich geprägtes Umfeld. Diese Städte haben gemeinsam, dass sie ein großes Einzugsgebiet bedienen, in dem relativ viel Kaufkraft steckt. Gleichzeitig haben die Städte selbst eine eher geringe Einwohnerzahl, so dass der Kaufkraftzufluss vom Umland die in der Stadt an sich existierende Kaufkraft in der Summe deutlich übertrifft.
Hingegen haben Metropolen wie Berlin, Hamburg und München viele Einwohner, die ihre Einkäufe überwiegend innerhalb der Stadtgrenzen tätigen. Der Einzelhandel zieht zwar auch viele Einkaufstouristen an, aber im Verhältnis zur Gesamtbewohnerzahl pendeln nicht so viele zusätzliche Käufer ein wie in eine Gemeinde mit Mittelzentrenfunktion inmitten eines ländlichen Umfelds.
Zentralität der fünf einwohnerreichsten Stadtkreise
| Stadtkreis | Einwohner | Einzelhandelszentralität* |
1 | SK Berlin | 3.375.222 | 105,3 |
2 | SK Hamburg | 1.734.272 | 110,9 |
3 | SK München | 1.388.308 | 114,0 |
4 | SK Köln | 1.024.373 | 122,5 |
5 | SK Frankfurt am Main | 687.775 | 105,9 |
Quelle: GfK Einzelhandelszentralität Deutschland 2014 l * Wert 100: Kaufkraftzufluss entspricht –abfluss
Manuel Jahn, GfK-Einzelhandelsexperte, erläutert: „Die Zentralität misst, wie stark es dem Einzelhandel aktuell gelingt, Umsätze über das vor Ort vorhandene Kaufkraftpotenzial hinaus anzuziehen. Die Sogwirkung verstärkt sich dabei mit wachsender Sortimentsvielfalt und Umsatzstärke weiter. Ein guter Einzelhandelsstandort besitzt einen hohen Magnetismus. Entsprechend schwierig ist es gerade für bereits geschwächte Klein- und Mittelstädte, die Konsumenten wieder zurückzugewinnen.“ Denn hier entfaltet ein in der Bedeutung oft übersehender Faktor seine Wirkung: Der wachsende Mangel an hinreichend großen und modernen Ladenflächen in attraktivem Umfeld. Jahn führt aus: „Stark filialisierte Einzelhändler sind auch in Klein- und Mittelzentren auf der Suche nach guten Standorten. Aber auch, wo es mitunter genügend Leerstand gibt, scheitern Expansionspläne oft daran, dass keine geeigneten Handelsimmobilien zu akzeptablen Bedingungen vorhanden sind. Zu kleinteilige Objekte mit ungünstigen Zuschnitten treffen in Zeiten des Onlinehandels auf immer weniger kompromissbereite Mieter. An schon schwächelnden Standorten akzeptieren prominente Filialisten ohnehin fast nur noch reine Umsatzmieten, für die sich nur schwer Investments und Finanzierungen rechtfertigen lassen.“
Der GfK-Standortexperte betont, dass Visionskraft und Entscheidungswille seitens der Städte, Eigentümer und Projektentwickler gefragt sind, um dem Handel perspektivisch gute Ansiedlungsbedingungen zu bieten: „Auch Standortgemeinden mit aktuell niedriger Zentralität können für den filialisierten Handel hochinteressant sein, wenn sie ein gutes Potenzial besitzen. Durch Nichtstun kann für zentralitätsschwache Städte allerdings ein regelrechter Teufelskreis aus abnehmender Kundenfrequenz, zurückgehenden Umsätzen, abwandernden Konsumenten und weiter sinkender Zentralität entstehen. Der Projektentwickler als Gebäudelieferant, der Einzelhändler als Mieter und die Stadt als Rahmensetzerin sollten mindestens 10 bis 15 Jahre vorausdenken, um in Zeiten wachsender Marktanteile des Onlinehandels und generell gewachsenen Ansprüchen des Konsumenten an Einkaufserlebnis und Convenience flexibel auf noch nicht absehbare Entwicklungen reagieren zu können.“
Eine proaktive Modernisierung des Immobilienbestands nach Rahmenvorgaben der Stadt in Kooperation mit den Immobilieneigentümern und Einzelhändlern ist für viele Klein- und Mittelstädte von zentraler Bedeutung für den Erhalt ihrer Vitalität. Untersuchungen aus Großbritannien – wo der Niedergang kleinerer und mittlerer Einkaufsstädte schon lange ein Thema ist – zeigen, dass Städte mit historischem architektonisch-städtebaulichen Erbe bessere Startbedingungen haben. Aber ohne qualifizierten Handelsbesatz nützt auch die schönste Architektur nichts. So ist es laut Jahn immanent wichtig, dass die Sortimentsstruktur sowohl zur Größe des Einzugsgebietes als auch der regionalen Konsumententypologie passt. Dieses Augenmerk sollte nicht nur die Stadt haben, sondern auch die an einer Ansiedlung interessierten Händler. Manuel Jahn: „Das bei der Zentralität erstplatzierte Straubing macht vieles richtig: Mit einem für eine kleine Mittelstadt überdurchschnittlich hohen innerstädtischen Angebot an gehobenen Händlern im Bereich Textil, Schuhe und Schmuck ist es für die Soziodemografie und Einkommenssituation in der aufstrebenden Stadt gut aufgestellt. Diskontierende Angebote sind durch eine klare Genehmigungspolitik auf wenige verkehrsorientierte Standorte konzentriert worden, die stark auf die Nachfrage aus dem weitläufigen ländlichen Umland abzielen.“
Über die Studie Einzelhandelszentralität
Die "Sogwirkung" einer Stadt als Einkaufsort kann dadurch gemessen werden, dass man die Nachfrage der Einwohner am Wohnort (GfK Einzelhandelskaufkraft) den Umsätzen im Einzelhandel (GfK Einzelhandelsumsatz) gegenüberstellt. Die regionalisierten Daten zur Einzelhandelszentralität liegen für viele europäische Länder vor und sind jeweils bis zur feinsten administrativen und postalischen Ebene (mind. 10.000 Einwohner) als Prognose für das laufende Jahr verfügbar. Mit der GfK Einzelhandelszentralität erhalten Einzelhändler eine objektive Messgröße dafür, welcher Region, welcher Stadt oder welcher Postleitzahl innerhalb einer Stadt es gelingt, mit dem vorhandenen Einzelhandelsangebot besonders viel Kaufkraft anzuziehen und zu binden. Sie ist somit für die Standortplanung und -bewertung unverzichtbar. Die Einzelhandelszentralität sollte bei Expansionsentscheidungen im Zusammenhang mit den Einwohnerzahlen, dem GfK Einzelhandelsumsatz und der GfK Einzelhandelskaufkraft betrachtet werden. Alle drei Kennziffern sind daher standardmäßig in der Studie „GfK Einzelhandelszentralität“ enthalten.
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Buch-Tipp
Behördenlogik ist der Feind des Wohlstands
Vier Unternehmer - beruflich Konkurrenten, privat beste Freunde - treffen sich in einem Hamburger Restaurant zum Essen. Sie verbreiten gute Laune beim Smalltalk über Familie und Wetter, beruflichen Sorgen behält jeder für sich; verkneifen sich nach allen Regeln der Kunst, übers Business zu sprechen.
In einem Geschäft mit hochwertigen Sportartikeln berät der Händler einen Kunden bereits seit über einer Stunde über die Vor- und Nachteile zweier Paar bestimmter Sportschuhe. Schließlich hat sich der Kunde entschieden: Er zückt vor den Augen des Händlers sein Handy und bestellt den Schuh im Internet, wo der Schuh drei Euro billiger ist.
Was haben diese beiden Szenarien gemeinsam? Das gesuchte Wort fängt mit „Kartell-“ an und hört mit „-amt“ auf. Es bezeichnet jene Behörde, die „zum Schutz des Verbrauchers“ bestrebt ist, aus Deutschland ein „Discountry“ zu machen. Unternehmer sind zu gegenseitigem Misstrauen und Verzicht auf Solidarität gezwungen – Kooperation, konstruktive gegenseitige Hilfe sind ausgeschlossen, wenn sie nicht von jener Behörde mit existenzbedrohenden Bußgelder bedacht und an den öffentlichen Medienpranger gestellt werden wollen und ihre Kinder zum Schutz vor Mobbing von der Schule nehmen müssen.
Stationäre Händler sind gezwungen, mit den Preisen des Internethandels mitzuhalten, denn die Forderung des Kartellamtes sieht vor, dass alle Vertriebswege gleich zu behandeln sind und kein Vertriebsweg zu bevorzugen ist – sie dürfen also für ihre Beratungsleistung von der Industrie kein Zuckerle bekommen, sind daher oftmals der Dumme. Ganz zu schweigen von den Industrieunternehmen wie dem Sportschuhanbieter, der seine lange Jahre aufgebaute Marke über Billiganbieter im Internet regelrecht verramscht sieht und keine Handhabe dagegen hat.
Reden mag keiner über diese Behörde, „die sich zu einem Profitcenter entwickelt und dabei jegliches Augenmaß verloren hat“ – außer dem Wirtschaftsjuristen Florian Josef Hoffmann, auch bekannt als „Kartell-Rebell“, und dem Wirtschaftspublizisten Detlef Brendel. Die beiden widerlegen in ihrem Buch „Wirtschaft im Würgegriff – wie das Kartellamt Unternehmen blockiert“, dass das Kartellamt tatsächlich der Hüter des Wettbewerbs ist, als den es sich sieht – oder zumindest, dass der Begriff „Hüter des Wettbewerbs“ als Schuss auch ziemlich nach hinten losgehen kann, wenn die Dynamik des Marktes nicht angemessen zeitgemäß interpretiert wird.
Tiefe Einblicke ins Geschehen geben drei Unternehmer, die sich bereit erklärt haben, das Schweigen zu brechen und ihre Sicht darzulegen. Vorher führt Detlef Brendel den Leser gewissenhaft in die Thematik ein, im dritten Teil stellt Florian Josef Hoffmann Wege aus der Krise vor. Liebe Leser und Leserinnen, jeder von Ihnen, der jeden Tag bewusst oder auch unbewusst aktiv in der Auseinandersetzung mit dem Kartellrecht steht, zum Beispiel bei der Handhabung von Selektiven Vertriebssystemen, bei der Festsetzung von Leistungsrabatten sowie beim gemeinsamen Talk im Kollegenkreis, wird in diesem Buch lohnenswerte Anregung finden. Lesen Sie es. Jetzt. Hier. Sofort! So vermeiden Sie Bußgelder, die Ihre Existenz ernsthaft bedrohen.
Detlef Brendel / Florian Josef Hoffmann
Wirtschaft im Würgegriff
Wie das Kartellamt Unternehmen blockiert
Campus Verlag
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Zitate
- „Die Distribution und der Preis gehören zur Markenführung – und das muss auch so bleiben.“
Friedrich Neukirch, Vorsitzender Geschäftsführer Klosterfrau Healthcare Group - „Ihre Kritik am Vorgehen des Bundeskartellamtes teile ich auch weiterhin nicht. Wenn immer mehr Verbraucher den Internethandel dem Einzelhandel vor Ort vorziehen, kann es meines Erachtens nicht Aufgabe des Staates sein, den Wettbewerb und damit die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher einzuschränken.“
Clemens Binninger, MdB, an EP:Hämmerle, Herrenberg