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Newsletter 2013 / KW 28

Gorenje gewinnt Panasonic als starken Partner

Eine echte Branchenüberraschung: Letzten Freitag verkündeten Panasonic und Gorenje eine strategische Partnerschaft, vorerst auf die nächsten fünf Jahre ausgerichtet. Im Rahmen dieser Allianz erwirbt Panasonic für 10 Millionen Euro eine Beteiligung von 13 Prozent an dem slowenischen Hausgerätehersteller. Eine Aktionärsversammlung am 23. August soll das Agreement endgültig absegnen.

 

Die Zusammenarbeit soll insbesondere der Entwicklung, Herstellung und der Vermarktung dienen. So ist durch beide Partner anvisiert, eine neue Generation von Waschmaschinen auf den europäischen Markt zu bringen. Ferner will Panasonic bei Gorenje hochwertige Kühlschränke für Europa und speziell für Russland bauen lassen. Auch bei Einbaugeräten will man stärker kooperieren.

 

Durch die Zusammenarbeit verspricht sich Gorenje eine bessere Auslastung seiner Produktionskapazitäten und durch die finanzielle Beteiligung von Panasonic eine gestärkte Kapitalstruktur und einen leichteren Zugang zu den Kapitalmärkten.

 

Franjo Bobinac, President und CEO von Gorenje, sieht in der Kooperation für sein Unternehmen einen historischen Meilenstein und einen wichtigen Schritt für die Verwirklichung von Gorenjes Firmenzielen. Laurent Abadie, Europa-Chef von Panasonic, unterstrich Gorenjes Stärke an hochwertigen und innovativen Produkten und sieht in dem slowenischen Hersteller einen idealen Partner für Panasonic auf den Märkten in Europa und insbesondere Russland.

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Finanziert Kellerhals indirekt neue stationäre Ladengeschäfte?

Handelsexperten sind sich einig, renommierte, reinrassige Onliner werden über kurz oder lang auch ins stationäre Geschäft einsteigen. Aktuell erhalten sie eine Bestätigung durch eine Ankündigung der getgoods.de AG. Das E-Commerce-Unternehmen will im kommenden Jahr in sechs Großstädten Ladengeschäfte eröffnen.

 

Finanziell hat sich die getgoods.de AG für diesen Schritt gut gerüstet. Dieser Tage hat das Unternehmen nochmals 10 Millionen Euro im Rahmen einer Anleihe eingesammelt. Bereits im Herbst 2012 platzierte die getgoods.de AG eine Anleihe über 30 Millionen und zum Jahreswechsel 2012/ 2013 spülte eine Kapitalerhöhung weitere 12 Millionen Euro in die Kassen.

 

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass einer der maßgeblichen Geldgeber Erich Kellerhals sei. Wenn dies zuträfe, dann wäre der Media Markt Mitgründer und Mindergesellschafter der Media-Saturn Holding mit Vetorecht, am expansiven Wachstum eines MSH-Wettbewerbers maßgeblich beteiligt.

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ElectronicPartner schlägt bei Sparhandy.de zu

Ein weiterer Etailer ist Vorreiter in Sachen Ladengeschäften. Notebooksbilliger.de AG, an dem die ElectronicPartner Handel SE eine Minderbeteiligung hält, eröffnet wohl Ende Juli oder Anfang August einen Store in Düsseldorf. Die Räumlichkeiten sind bereits in Sichtweite des Saturns im B8 Center gefunden und werden aktuell aufpoliert.  Es wird das dritte Ladengeschäft von Notebooksbilliger.de nach Sarstedt am Firmensitz und München sein. Im Übrigen, der Onliner mit durchaus beachtlichem Sortiment an Elektroartikeln, konnte in 2012 seinen Umsatz von 460 auf 491 Millionen Euro erhöhen, ein Plus von 7 Prozent.

 

Hat die Beteiligung von ElectronicPartner an Notebooksbilliger.de Appetit auf mehr gemacht? Es scheint so. Die Düsseldorfer haben eine Minderbeteiligung an der Sparhandy.de GmbH erworben. Diese bedarf noch der Genehmigung durch die Kartellbehörde.

 

Die ElectronicPartner Handel SE führt zu der Transaktion aus: „Die Sparhandy GmbH gehört zu den führenden Online-Händlern im Bereich Telekommunikation in Deutschland, zuletzt mit einem Umsatz von 210 Millionen Euro in 2012. Zu den Marken des inhabergeführten Kölner Unternehmens gehören unter anderem sparhandy.de, conbato.de und mobook.de. Neben dem Online-Geschäft ist die Sparhandy GmbH durch den Zusammenschluss mit eBoTrade auch im Mobilfunkgroßhandel tätig.

 

Der Mobilfunkbereich gehört bei ElectronicPartner zu den Wachstumstreibern. Mit der Beteiligung an der Sparhandy GmbH möchte das Unternehmen das Potenzial dieser Warengruppe noch stärker ausschöpfen und die Schlagkraft am Markt erhöhen. So werden beispielsweise Einkaufsvorteile geschaffen, von denen EP:Fachhändler ebenso profitieren wie MEDIMAX-Märkte und comTeam Systemhäuser.“

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Clickfavoriten

Eine Dunstabzugshaube auf Platz 2 im Klickranking von www.infoboard.de, Neuheiten-Navigator für Elektrohausgeräte – daran war bisher kaum zu glauben. So stehen nun an der Spitze aller Top-Ten Anfragen zwei Großgeräte. Abgerundet werden die Suchanafragen nach Großgeräten mit der Fisher Paykel Kühlschublade CoolDrawer auf Platz 6. Solche Platzierungen für Großgeräte gab es selten im an sich Kleingeräte dominierten Chart.

 

Auf alle Fälle „Kühl darf es sein“ signalisiert die Favoritenliste: Kühlen Genuss am Gaumen, kühle Raumtemperaturen und natürlich kühl und frisch gehaltene Lebensmittel.

 

Die aktuelle Auswertung beruht auf der Basis von 15.672 Konsumenten-Suchanfragen an infoboard.de.

 

Die Clickfavoriten im Zeitraum vom 25. Juni bis 7. Juli 2013

Platz 01Oranier Retro Kühlschränke
Platz 02Siemens Dunstabzugshaube LD97AA670
Platz 03Grundig Küchenmaschine Black Line UM 5040

 

Platz 04Gastroback Smart Ice Cream Advance
Platz 05Dyson Lüfter AM05
Platz 06Fisher Paykel Kühlschublade CoolDrawer
Platz 07Jupiter Küchenmaschine Mycook
Platz 08Miele Dampfbügelsystem FashionMaster
Platz 09De’Longhi Klimagerät PAC CN86 Silent
Platz 10Jura Kafeevollautomat ENA 9 One Touch

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Marktforschung

GfK: Metropolen „verlieren“ meist mehr Einwohner als ihr Umland

Die GfK hat die zu Ende Mai vorgestellten neuen Einwohnerzahlen aus dem „Zensus 2011“ einer Geoanalyse unterzogen. Diese zeigt, dass die Einwohnerzahlen in Metropolen stärker sinken als die Einwohnerzahlen im jeweiligen angrenzenden Umfeld.

 

GfK hat eine Geoanalyse Deutschlands größter Städte (ab 500.000 Einwohner) und deren Umfeld bezüglich der alten und neuen Einwohnerdaten vorgenommen. Dabei wurden alle Gemeinden in einem Umkreis von 30 bis 50 km (je nach Einwohnerzahl der Kerngemeinde) berücksichtigt. Die Analyse zeigt, dass nicht alle Gemeinden gleich viel Einwohner verlieren, sondern die Kernstädte im Verhältnis mehr als ihr Umland.

 

Die bundesweite Schrumpfungsrate der Einwohner auf Basis der zum 31.5.2013 veröffentlichten Zensus 2011 Daten beträgt 1,85 Prozent. Zuvor arbeitete die amtliche Statistik mit fortgeschriebenen Einwohnerzahlen, für Gesamtdeutschland war zum 1.1.2012 eine Einwohnerzahl von 81.843.743 veröffentlicht worden. Laut der ersten Zensus 2011 Auswertung betrug die tatsächliche Zahl aber nur 80.327.900.

Stadt-Umland Vergleich

Bei neun der vierzehn Gemeinden mit 500.000 Einwohnern verlieren die Kerngemeinden im Verhältnis stärker als ihr Umland. Etwa die Gemeinde Berlin verliert absolut betrachtet fünf Prozent an Einwohnern, das Umland aber nur 1,4 Prozent. Ähnlich ist die Situation in Bremen, Dresden, Hannover, Hamburg, Leipzig, Nürnberg, Frankfurt und Stuttgart.

 

In München hingegen ist die Veränderung der Kerngemeinde geringer als die des Umlands. Beides liegt aber unter dem bundesweiten Absinken. Auch im stark verstädterten Ruhrgebiet verliert das Umland stärker als die Kerngemeinde. In Köln und Dortmund fällt der Kontrast dabei etwas stärker aus als in Essen und in Düsseldorf.

 

Simone Baecker-Neuchl, GfK Marktdatenexpertin, kommentiert: „Über die Ursachen dieser Entwicklung ließe sich viel diskutieren. Ein Effekt in den Städten ist aber sicherlich, dass hier generell eine höhere Umzugsdynamik herrscht als im eher konservativen Umland. Volatile Umgebungen lassen sich natürlich durch eine reine Datenfortschreibung, wie sie bis zum Zensus 2011 nötig war, bei weitem nicht so gut abbilden wie ein eher statisches ländliches Umfeld.“

Simone Baecker-Neuchl ergänzt: „Bei all dem ist es auch wichtig, sich zu erinnern, dass es sich nicht unbedingt um tatsächliche Einwohnerrückgänge handelt, sondern um durch den Zensus 2011 korrigierte Daten. Diese neuen Daten haben aber wichtige Auswirkungen auf die Politik – und auch auf regionalisierte GfK Marktstudien, die sich auf Einwohnerzahlen beziehen.“

Vergleich der regionalen Veränderung auf Kreisebene

Von den 402 deutschen Kreisen gewannen 48 sogar leicht an Einwohnern hinzu, allerdings meist nur minimal. Nur bei zwei Kreisen – dem Stadtkreis Kempten im Allgäu und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm – liegt der absolute Zuwachs über zwei Prozent.

     

Die 20 Kreise mit den stärksten Einwohnerverlusten sind:

      

Zur Untersuchung der Zenuszahlen durch GfK

Zum Stichtag 9. Mai 2011 wurde in Deutschland nach 24 Jahren wieder eine Volkszählung und eine Gebäude- und Wohnungszählung durchgeführt, der Zensus 2011. Damit erhält das wiedervereinigte Deutschland erstmalig genaue Einwohnerzahlen und Daten zur Struktur der Bevölkerung. Bei den bisherigen Einwohnerzahlen handelte es sich um Fortschreibungen auf Grundlage der Volkszählung von 1987 (im Westen) sowie des Auszugs aus dem zentralen Einwohnerregister der DDR vom 03. Oktober 1990 (im Osten). Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse des Zensus 2011 am 31. Mai 2013 wurde die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf eine neue Grundlage gestellt. Die neuen Zensusergebnisse werden in zwei Stufen veröffentlicht:

  • Erste Ergebnisse zum Stichtag 09. Mai 2011 wurden am 31. Mai 2013 veröffentlicht. Dabei wurden die endgültigen Einwohnerzahlen bis auf Gemeindeebene festgelegt. Untergliederungen der Merkmale liegen eingeschränkt vor und sind vorläufig. D.h. möglicherweise werden die Ergebnisse aus der ersten Veröffentlichung leicht korrigiert bzw. revidiert werden.
  • Die vollständigen endgültigen Zensusergebnisse sind voraussichtlich Anfang 2014 verfügbar. Diese fokussieren hauptsächlich auf haushaltsbezogene Merkmale. Das Veröffentlichungsdatum der Fortschreibungsergebnisse zur Gebäudestruktur ist noch nicht bekannt.

GfK wird die neuen Zensusergebnisse 2011 in allen einwohnerbezogenen, regionalisierten Marktdaten wie etwa der Studie „GfK Kaufkraft“ berücksichtigen.

 

Die neuen Einwohnerzahlen haben direkte Auswirkungen auf die errechneten Pro-Kopfwerte und somit auch auf die Indexwerte diverser GfK Markt-daten. Mit dem Berechnungszyklus 2014 (Einwohnerstand 01.01.2013) werden alle Produkte auf die neuen Einwohnerzahlen umgestellt werden. Als Sonderbestandteil der 2014-er GfK Geomarketing-Studien werden zwecks besserer Nachvollziehbarkeit von Datenbrüchen die neuen Einwohnerzahlen einer Fortschreibung der bisherigen Daten gegenübergestellt werden.

 

Die hier vorgestellte Geoanalyse ergab sich aus einer ersten GfK-internen Auswirkungsanalyse der Zensus 2011 Daten.

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Neue Produkte

Amica

Bosch

Grundig

Kitchenaid

Nivona

Turmix

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Management-Tipp

Everywhere Commerce – über jeden Zweifel erhaben

Der Handelsexperte Ulrich Eggert ist davon überzeugt, dass der stationäre Ladenhandel, so wie wir ihn heute kennen, wohl seinen Höhepunkt überschritten hat, aber keineswegs vom Markt verschwinden wird. Es sind letztlich zwei Grundkonzepte, die es ihm auch in Zukunft möglich machen, Umsätze und damit Erträge zu erzielen:

  1. Der Handel muss klassische Dienstleistungen in sein Konzept integrieren.
    Es geht nicht um Service oder Kundendienst, es geht um Dienstleistungen im engeren Sinne wie der Verkauf von Versicherungen, von Reisen, Geräteverleih, Leasing und ähnliche Dinge. Wenn der Verbraucher in Zukunft mehrheitlich sein Geld für diese Segmente ausgibt, dann muss der Handel versuchen, hieran Teilzuhaben.
  2. E-Commerce und Multichannel
    Egal, was es kostet, der Handel bzw. das Einzelhandelsunternehmen wird nicht darum herumkommen, sich mit dem Internet zu beschäftigen und Umsätze auch per E-Commerce zu erzielen. Der alleinige Vertriebsweg „stationärer Ladenhandel“ wird nur für Nischenanbieter in Zukunft von Interesse sein können. Es wird sogar nicht nur um Zweigleisigkeit, sondern um Mehrgleisigkeit gehen – und damit Multichannel bzw. letztlich Omnichannel.  

Zum Thema E-Commerce  greift die Redaktion drei Überlegungen von Eggert auf: „Ob ja oder nein“, „Gefunden werden im Netz“ sowie den Tipp wie „Kardinalfehler vermieden“ werden können.

Off- oder Onlinevertrieb? Diese Frage stellt sich nicht mehr!

Multichannel war das Schlagwort der vergangenen Jahre, entspricht aber nur noch bedingt der heutigen Realität im Shopping-Verhalten der Verbraucher. Immer mehr Kunden unterscheiden nicht mehr zwischen online oder offline – sie informieren sich, sie vergleichen und sie kaufen auf allen Wegen bei allen Anbietern – bei denjenigen, die am schnellsten sind oder ihnen am besten gefallen. Die Konsequenz daraus ist für Anbieter die große Herausforderung, den Kunden über alle Berührungspunkte hinweg ein unvergleichliches Einkaufserlebnis zu bieten – so, wie er es gewohnt ist. Das bedeutet, es ist reichlich Absatzpotenzial und Potenzial zur Kundenbindung vorhanden, aber auch das Risiko, Kunden zu enttäuschen und sie damit letztendlich zu verlieren.

 

Multichannel heißt, auf allen Kanälen anzubieten; Crosschannel bedeutet mehr, nämlich die Verknüpfung all dieser Vertriebskanäle und die Austauschbarkeit der Angebote und Leistungen untereinander. Sind beispielsweise bestimmte Produkte im stationären Geschäft nicht mehr vorrätig, wird der Kunde in der Lage versetzt, direkt am Point-of-Sale über den hauseigenen Onlineshop zu ordern, den Artikel nach Wunschmethode zu bezahlen und anschließend in einer Filiale abholen zu können oder direkt nach Hause geliefert zu bekommen. Selbstverständlich ist auch die Retournierung in einer beliebigen Filiale oder per Post möglich. Der Kunde sieht etwas irgendwo, informiert sich an anderer Stelle weiter, beschafft sich Klarheit über Facebook & Co. mit seinen Freunden, bestellt und zahlt eventuell mit einer anderen Methode, lässt liefern oder holt ab, gibt anschließend Kommentare über Facebook, Twitter & Co. und ruft im Callcenter wegen Reklamationen an.

 

Aus Sicht einer Marke heißt das, ob Flagship-Store, Franchise-Store, eigener Onlineshop usw.: Alles muss aufeinander abgestimmt sein, die verschiedenen Absatzkanäle der Marke müssen untereinander verbunden sein und dem Kunden muss am jeweiligen Point-of-Sale etwas Einzigartiges geboten werden, so dass er zurückkommt – egal ob in den stationären Handel oder in den E-Shop. Damit mutiert der Vertrieb zum Everywhere-Commerce. Der Kunde allein entscheidet über seine Informations- und Kaufwege. Produkt, Preis und Service sind wichtige Komponenten beim Verkaufsabschluss, aber die Omnipräsenz entscheidet letztlich über den gesamt erzielbaren Umsatz. Im Everywhere-Commerce – oder auch Omnichannel genannt – werden sämtliche Absatzkanäle parallel und vor allem auch verknüpft bedient. Damit entsteht ein allgegenwärtiger Vertrieb.

 

Erweitert werden diese Angebote durch 24/7-Ladenöffnungszeiten, QR-Code-Shopping in Schaufenstern, Augmented Reality, digitale Showrooms sowie deren Verknüpfung mit Mobile Commerce und Social Media.

 

Die entscheidende Herausforderung hierbei ist die umfangreiche, detailgenaue Arbeit und damit verbundene entsprechende Kosten. Chance und Risiko liegen hier für den Handel sehr nahe beieinander. Der Handel wird in Zukunft völlig anders aussehen. Kleine, mehr oder weniger halbherzige Schritte hin zum Multichannel, wie sie einige Großunternehmen bereits gestartet haben, reichen nicht aus. Es ist einfach zu wenig, den Kunden die Möglichkeit zu bieten, in der Filiale bestellte Ware abzuholen, nur um Versandkosten einzusparen. Es geht nicht nur um Einsparungen für die Kunden oder gar den Händler, sondern um Emotionen!

 

Chance und Gefahr beim Multichanneling im weitesten Sinne ist der sogenannte Showroomeffekt: Der Kunde sieht Ware im stationären Handel beim Bummeln in der Stadt, lässt sich dort beraten und kauft letztlich im Internet. Die Chance ist, dass er diesen Kauf im eigenen Onlineshop tätigt; die Gefahr, dass er bei der Konkurrenz bestellt. Je vielfältiger das Vertriebsangebot für den Kunden ist, je größer ist auch die Chance, dass er im eigenen Unternehmen bestellt. Lieber unternehmensinterne Kannibalisierung der eigenen Kanäle untereinander als Verlust des Kunden an den Wettbewerber und damit „Cross-Kannibalisierung“!

Gefunden werden - von der Stecknadel im Heuhaufen zur Kooperation

Wenn alle gut 400.000 deutschen Einzelhändler ins Netz gehen, wird kaum jemand den Einzelnen finden. Wenn z. B. alle rund 2.000 Mitglieder von Euronics in das Netz gehen, hat der Einzelhändler aber gewisse Chancen, von seinen potenziellen Kunden gefunden zu werden. Er tritt unter dem globalen Namen der Verbundgruppe auf und diese arbeitet als Intermediär und versucht, die Anfragen aus seinem regionalen Raum auch auf ihn zu lenken und zu steuern.

 

Die Kooperation im Einkauf ist für den Mittelstand heute basic – wer das nicht macht, hat die Zeichen der Zeit verschlafen. In Zukunft geht es jedoch um Kooperation im Vertrieb, im Verkauf. Das kann lokal geschehen, mit Partnern am Ort oder auch global eben über die Verbundgruppen, über die Einkaufsverbände, wie sie früher hießen, die vielfach längst zu Verkaufsverbänden geworden sind. Gerade für Mittelständler wird es wichtig werden, im Rahmen des E-Commerce zu kooperieren, um die Kosten zu drücken, um aus diesem Geschäft überhaupt Erträge erzielen zu können.

Zu vermeidende Kardinalfehler

Digitalisierung und E-Commerce haben Geschäftsmodelle entstehen lassen, die alte Branchen und Märkte über Nacht pulverisiert haben. Auch in Zukunft werden digitaler Konsum und digitaler Handel zweifelsohne eine Vielzahl von Geschäftsmodellen über den Haufen werfen, für obsolet erklären. Deshalb ist es entscheidend, dass der Handel den digitalen Wandel schlicht n i c h t ignoriert. „Kodak“ hat zwar die digitale Kamera erfunden, hat sie aber nicht produziert und ist von einem Weltmarktführer über die Insolvenz zu einem Resteanbieter geworden. Der PC-Hersteller „Dell“ scheint beinahe ähnliche Wege zu gehen – vom weltgrößten PC-Hersteller zum Nischenanbieter.

 

Auch die Firmen-Geschichte, eine glorreiche Vergangenheit, auf die der eine oder andere Händler sicherlich zurückblicken kann, ist keine Sicherheit für die Zukunft, das Verharren auf dem Status quo und das Erzählen von atemberaubenden Erfolgsgeschichten in Selbstzufriedenheit wird unweigerlich zum Aus führen. Man sollte es auch vermeiden, Technologie- und Entwicklungssprünge als verfrüht oder überschätzt abzukanzeln – in der Regel geht alles auf diesem Feld schneller als jeder zuvor gedacht hat. Der Videoverleiher „Blockbuster“ und die große Buchhandelskette „Borders“ in den USA mit ihren jeweils starken Marken wurde nicht von der Pulverisierung verschont. Ihnen allen fehlte wohl die Vorstellungskraft, wie die Kernprodukte ihres Angebotes in Zukunft aussehen könnten. Der digitale Wandel vollzieht sich unweigerlich – unweigerlich schnell. Digitalisierung und E-Commerce werden die Karten neu verteilen. Niemand kann diesem Megatrend ausweichen, Alternativen gibt es nicht. Konkrete Entscheidungen werden heute verlangt – nicht erst morgen!

 

Quelle: Extrakt aus der kostenlosen Kurzstudie „Wachstum mit Internet & E-Commerce“ von Ulrich Eggert, Eggert Consulting, Köln. www.ulricheggert.de

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Zitat

„Sie dürfen nicht einmal einen einzigen launischen Mitarbeiter in einem Team von hundert Leuten dulden. Der hat nämlich immer gerade dann Dienst, wenn eine Reklamation passiert. Und macht dann genau das kaputt, was hundert Leute das ganze Jahr über aufgebaut haben.“

 

Klaus Kobjoll, Hotelier, Hotel Schindlerhof bei Nürnberg

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