Newsletter 2013 / KW 24
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MSH-Knaller: redcoon Gründer Heckel scheidet aus, Voigt wieder an Bord
Media-Saturn ist immer für Überraschungen gut. So auch letzten Freitag, als zwei Pressemitteilungen mit geballter Ladung die Redaktion erreichte. Auf einen kurzen Nenner gebracht, besagen beide Botschaften: Redcoon Gründer Reiner Heckel verlässt sein Baby und scheidet somit aus der MSH-Gruppe aus; ex Media Markt Chef Klaus-Peter Voigt begibt sich wieder an Bord des Fachmarktsgiganten.
Klaus-Peter Voigt (52) tritt, so die Botschaft, zum 1. Juli die Position des Chief Procurement Officer (CPO) für alle Aktivitäten der Media-Saturn-Organisation an. In dieser Funktion wird er europaweit und unternehmensübergreifend den strategischen Einkauf für die Media Saturn-Organisation verantworten. Er berichtet an den CEO der Media-Saturn-Holding GmbH, Horst Norberg. Voigt war von 1989 bis 2008 bereits in diversen Top-Positionen bei der MSH tätig.
Voigt ist dem Autor dieser Zeilen kein Unbekannter. Er kennt ihn als leidenschaftlichen Verfechter für die Belange der Consumer Electronics und als Mann der klaren, direkten Ansagen. In einem Interview der IFA-Ausgabe 2001 des Branchenmagazins MediaSeller gab er zum Besten:
- „Der Handel konnte noch nie mit überzogenen Margen umgehen“
- „Als Marktführer hat am zwar alle Chancen, muss aber auch mit den größten Risiken rechnen“
- „Ein klares Konzept, ein sauberes Profil ist für die eigene Positionierung unerlässlich. Viele Händler können das nicht“
Mit dem Namen Voigt ist auch das Konzept „Tiefpreis Gesetz“ eng verbunden, das damals beim Wettbewerb für deutliche Sorgenfalten sorgte. Nun soll er das von höchster Konzernspitze vorgegebene Ziel, Kosteneinsparpotentiale im Einkauf, insbesondere durch eine stärkere Zentralisierung, konsequent umsetzen.
Ob der immer mehr beschnittene Freiraum redcoon Gründer Reiner Heckel zum Rückzug bewog oder der bescheidene Geschäftsverlauf 2012 beim Onliner dafür verantwortlich war, letztendlich kann über die Gründe zum Ausscheiden von Heckel nur spekuliert werden. Fakt ist jedenfalls: ein zweites „Kellerhals“ ist vom Tisch. Doch so ganz friedlich kann die Sache nicht abgelaufen sein. Darauf lässt schließen, dass vorerst bei redcoon nur kommissarisch ein CEO bestellt wurde. Ein geplanter Übergang sieht anders aus.
Durch die Übernahme der restlichen 10 Prozent der Geschäftsanteile hat seit dem 7. Juni 2013 hat die MSH nun bei redccon das alleinige Sagen. Heckel soll laut Pressemitteilung weiterhin als Berater der MSH-Organisation zur Seite stehen.
Und so geht es bei redccon weiter: Die Position des CEO soll neu besetzt werden. Übergangsweise übernimmt die Funktion ab sofort kommissarisch Martin Wild, Vice President Online Media-Saturn-Holding GmbH.
Damit besteht die Geschäftsführung der redcoon GmbH ab sofort aus Martin Wild, Interims-CEO, Axel Grimm, seit 1. Mai CFO und vorher CFO der Media-Saturn E-Business Concepts & Services GmbH sowie Andreas Oerter, seit November 2011 CPO von redcoon, zuvor CPO der portugiesischen Landesgesellschaft der Media-Saturn-Holding.
Außerdem wird in Kürze Patrick van der Linden, bis vor kurzem COO der MediaMarkt (Shanghai) Consulting Service Company Limited, die redcoon Geschäftsleitung als COO mit Fokus auf die internationale Entwicklung des Unternehmens verstärken.
Clickfavoriten
Candy bläst aktuell zum Angriff mit einer 10kg Waschmaschine zum Preis von 399 Euro. Die Aktion „Jetzt will ich‘s wissen“ mit der GC 14102 D3 schlägt sich bereits bei den Suchanfragen auf www.infoboard.de nieder und macht das Gerät zum Klick-Shootingstar – schnell mal von null auf Position fünf.
Die ersten Sonnenstrahlen nach den verregneten Wochen haben den Menschen wohl wieder ein wenig Lust auf Eis gemacht. Von der kulinarischen Gaumenkühlung profitiert aktuell der Gastroback Smart Ice Advance. Zum ersten Mal überhaupt, ist eine Eismaschine unter den Top-Ten aller Suchanfragen auf www.infoboard.de, Neuheiten-Navigator für Elektrohausgeräte, zu finden.
Obwohl nach GfK das Kaffeesegment weiterhin eine treibende Kraft im Kleingerätegeschäft ist, konnte sich diesmal kein Vertreter dieser Spezies - sei es Vollautomat, Kapselgerät oder Padmaschine - platzieren.
Die aktuelle Auswertung beruht auf der Basis von 11.117 Konsumenten-Suchanfragen an infoboard.de.
Die Clickfavoriten im Zeitraum vom 1. bis 10. Juni 2013
Platz 01 – Oranier Retro Kühlschränke
Platz 02 – Grundig Küchenmaschine Black Line UM 5040
Platz 03 – Vorwerk Staubsauger Kobold VK150
Platz 04 – Siemens Dunstabzugshaube LD97AA670
Platz 05 – Candy 10kg Waschmaschine GC 14102 D3
Platz 06 – Miele Dampfbügelsystem FashionMaster
Platz 07 – Siemens Waschmaschine mit I-Dos
Platz 08 – HoMedics Haarreduzierer Me Pro
Platz 09 – Jupiter Küchenmaschine Mycook
Platz 10 – Gastroback Smart Ice Cream Advance
Marktforschung
Volkszählung 2011: Fluch oder Segen?
In Deutschland, so das Ergebnis des Zensus 2011, leben 80,2 Millionen Menschen, 1,5 Millionen weniger Einwohner als bisher angenommen. Bedeutet dieses Minus auch gleichzeitig 1,5 Millionen weniger Käufer von Elektroartikeln? Pro Kopf bezogen sicherlich, doch ist die Bevölkerungszahl das allein ausschlaggebende Kriterium?
Entspannung kommt von der Wohnungsseite. Jede neue Wohnung oder jede Renovierung verspricht neue, zusätzliche Umsätze an Haushaltsgeräten. Keine Küche ohne Herd, Kühlschrank oder Küchenkleingeräten; keine Wohnung ohne Waschmaschine, Bügeleisen oder Staubsauger. Und hier hält der Zensus 2011 viel Positives für unsere Branche bereit: Der Wohnungsbestand ist gar um eine halbe Million größer als aufgrund der Unterlagen in den Bauämtern vermutet.
Schon auf der letztjährigen Euronics Summer Convention hatte GfK-Marktforscher Jürgen Boyny aufgezeigt, wie sich der Wohnungsbestand auch aufgrund der zunehmenden Single-Haushalte ausweiten wird. Die GfK prognostiziert, dass es im Jahr 2025 rund 1 Millionen zusätzliche Haushalte im Vergleich zu heute geben wird.
Und so wohnen laut Zensus die Deutschen:
- Die Statistiker ermittelten rund 19 Millionen Häuser mit 41,3 Millionen Wohnungen, rund 500.000 mehr als angenommen. Davon entfallen 9 Millionen Wohnungen und vier Millionen Häuser auf Nordrhein-Westfalen. Für Bayern wurden 6,2 Millionen Wohnungen und 3 Millionen Häuser ermittelt.
- Der Wohnungszuwachs ist ausschließlich im Westen Deutschlands entstanden. Allein in NRW gab es mehr als 202.000 Wohnungen als angenommen, Bayern verbuchte einen Zuwachs von 65.000 und Baden-Württemberg gar von 78.000 Wohnungen.
- Zur Negativliste: In Berlin schrumpfte der Wohnungsbestand um 29.000 Wohnungen. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern reduzierte sich die Anzahl um je 12.000 Einheiten.
- Auf dem Lande lebt es sich großzügiger. In Rheinland-Pfalz wohnen die Bürger auf durchschnittlich 103,4 Quadratmeter während die Wohnungsgrößen in Berlin und Hamburg zwischen 72,2 und 75,1 Quadratmeter liegen.
Für Händler hält der Zensus umfangreiches Datenmaterial zum regionalen Markt bereit. Auch wenn es nicht immer Spaß bereit, in die Statistik einzutauchen, mehr Details gibt es unter www.destatis.de.
Management-Tipp
Wachstums-Credo: Nicht „mehr des Gleichen“
Vorbildliche Praxisbeispiele: Jura und Nespresso
Um Innovationen schlagkräftig zu machen, um das Spektrum der Innovationen zu vergrößern, bedarf es, wie immer bei Wachstum, nicht „mehr des Gleichen“, sondern es ist etwas Neues erforderlich, etwas, das entweder das Angebotsspektrum signifikant erweitert (man denke an die iPod-, iPhone-, iPad-Story von Apple), sondern, das vor allem auch die Art und Weise des Umgangs mit den Kunden und die Art und Weise des Beziehens von Leistungen und Produkten verändert. Prozessinnovationen sind dabei wesentlich flexibler anpassbar als Produktinnovationen und, das ist meine feste Überzeugung, sie haben ihre besten Zeiten noch lange nicht erreicht. Wenn Sie also das nächste Mal mit Ihrer Mannschaft darüber sprechen, was Sie Ihren Kunden Gutes tun können, durchaus auch mit einem ambitionierten eigenen Wachstumsanspruch, dann schauen Sie auch auf die Art und Weise, wie Sie mit Ihren Kunden künftig umgehen möchten. Schauen Sie auf Prozessinnovationen.
Innovationsbeispiel: Nespresso
Schauen wir uns einmal Nespresso an: Kaffee ist ein Commodity – zumindest war er das. Nespresso hat den Markt mächtig aufgemischt und dabei sind die auf den Kaffee und seine Darreichungsform bezogenen Innovationen nur die eine Seite der Medaille. Die limitierten Serien bestimmter Nespresso-Geschmacksrichtungen sind die andere Seite der Produktinnovationen. Hinzu kommen aber auch eine Reihe von Prozessinnovationen:
Wenn man Mitglied im Nespresso-Club ist (Prozessinnovation 1), bekommt man nicht nur besondere Angebote (Prozessinnovation 2), sondern kann bei einem Kaffeemaschinendefekt direkt eine Austauschmaschine erhalten, um die Zeit bis zur Reparatur der eigenen Maschine zu überbrücken (Prozessinnovation 3). Genial: Der Kunde ist glücklich und Nespresso auch, denn die Pipeline reißt gar nicht erst ab. Bleiben wir einmal bei Nespresso: Nespresso grenzt bewusst Kunden aus (Prozessinnovation 4). Jemand, der keine Bestellungen über das Internet vornehmen kann oder möchte und der nicht in der Nähe eines Nespresso Stores (Prozessinnovation 5) – also meist in einer Metropole – wohnt, ist „draußen“: Er oder sie kann keine Nespresso-Kapseln erhalten. Man bekommt ja selbst beim Erwerb einer Maschine, die nie von Nespresso selbst kommt, sondern für die entsprechenden Hersteller von Nespresso lizenziert wird (Prozessinnovation 6) nur wenige Probekapseln hinzu und im Elektrofachhandel gibt es den Kaffee auch nicht.
Innovationsbeispiel: Jura
Verweilen wir noch ein wenig in der Welt des Kaffees und schauen wir auf Jura: Jura stellt keinen Kaffee, sondern lediglich Kaffeemaschinen her und dies in der Premium-Liga der Branche – seit vielen Jahren erfolgreich. Eine Jura-Maschine ist ein kompliziertes technisches Werk, das der regelmäßigen Wartung und Inspektion bedarf, worauf die Maschine mitunter auch geräuschvoll hinweist, wenn wieder einmal irgendeine Dichtung defekt oder ein mechanisches Problem vorliegt. Ein wenig divenhaft sind sie mitunter schon, die guten Mahl- und Brühapparate.
Jura ruht sich nicht auf der reinen Produktinnovation aus und verbessert und erneuert seine Produkte regelhaft, sondern Jura hat sich auch etwas Geniales einfallen lassen, um den Kundenservice auch außerhalb der Garantiezeit zu erhöhen: Ein Pauschalsystem zur Reparatur mit oder ohne Komponententausch. Nicht nur, dass dies die Kosten vorher transparent macht und begrenzt, es ist auch hochkomfortabel: Im Störfall kontaktiert der Kunde das (im Übrigen hochkompetente) Jura-Kommunikationscenter, nennt sein Modell, beschreibt die Störung und kann einen Leerkarton für den Transport anfordern. Dieser Leerkarton kommt in der Regel, genau auf das Modell zugeschnitten, nebst Styroporteilen, einen oder zwei Tage später, der Kunde lässt die Maschine von DHL abholen oder gibt sie bei einer DHL-Annahmestelle ab, die Maschine wird binnen kurzer Zeit repariert und kommt postwendend zurück. Bequemer geht es nicht, wer will da noch zum Elektrofachhandel gehen? Jura, indes, lernt dadurch die Kunden noch besser kennen und ist nicht auf Informationen des Handels angewiesen.
Der gekürzte Beitrag wurde dem Mandat Growthletter Nr. 78, Juni 2013, entnommen. Autor: Prof. Dr. Guido Quelle, Mandat Managementberatung, Dortmund
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Zitat
„Bei Zalando und auch bei Amazon oder ebay lautet das Motto ,klotzen‘. Einen Jumbo können Sie nicht mit 50 Liter Kerosin betanken und dann losfliegen. Das ist die Denke bei Zalando. Sie machen eine Blitzexpansion in zig Länder. Das ist ein ganz anderes Konzept als im stationären Handel, der quasi im Häuserkampf Standort für Standort erobert“
Prof. Gerrit Heinemann, Leiter des eWeb Research Center der Hochschule Niederrhein, im Kurier vom 8. Juni 2013
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