:

Markt & Branche

IFA Pressegespräch im Club der Kreativen

Das Berliner Soho House war Bestimmung. Denn viele Fragen zur IFA 2014 erfordern höchste Kreativität der Messemacher. Zu nennen sind die Lockerung von Vorgaben für Vollsortimenter sowie die Bewältigung der Not an Ausstellungsfläche. Diese könnte durch den Neubau CityCube auf dem Messegelände entschärft werden. Neue Ausstellungsfläche und weitere Themen diskutierte die Branchenpresse mit dem gfu-Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim Kamp, Dr. Christian Göke, Chef der Messe Berlin, sowie mit IFA-Direktor Jens Heithecker im Rahmen eines Kamingespräches Anfang Dezember in der Hauptstadt.

 

Die Zahlen der gfu, Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, für Deutschland zeigen: Die Zeichen in der Consumer Electronic stehen weiterhin auf Sturm, die Weiße Ware hingegen verbucht ein geringes Plus. So erzielten Elektrogroßgeräte von Januar bis Oktober 2013 einen Umsatzzuwachs von 1,5 Prozent, Elektrokleingeräte wuchsen gar um 6 Prozent. Dabei waren Staubsaugerroboter mit einem Plus von rund 90 Prozent die Renner. Die Zuwachsrate bei Kaffee insgesamt betrug 7,5 Prozent, bei den Kaffeevollautomaten waren es 8,8 Prozent. Energieeffiziente Großgeräte stehen bei Verbrauchern weiterhin hoch im Kurs. So wurden in der Kategorie „Wäschetrockner A+++“ immerhin die bemerkenswerte Zahl von 1.500 Geräte abgesetzt.

 

Die Zahlen zur IFA 2013 schreiben die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre fort. Die Ausstellungsfläche vergrößerte sich von 142.000 auf 145.000 m², ein Viertel davon entfiel auf die Weiße Ware. Das Ordervolumen stieg von 3,8 auf 4 Milliarden Euro. Die IFA faszinierte über 241.000 Messebesucher. Dabei nahm die Zahl der Fachbesucher, insbesondere aus dem Ausland (plus 2,6%), deutlich zu. 2340 ausländische Journalisten registrierten sich, ein Anstieg von 3,5 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt berichteten 6178 Medienvertreter von der IFA.

 

War die Integration der Weißen Ware Kernaufgabe der letzten Jahre, so hat die Umplanung der IFA und die Integration des CityCube höchste Priorität in 2014. Das Messebauvorhaben CityCube liegt zeitlich voll im Plan, so dass jeweils 6.000 m² Fläche in der oberen wie auch unteren Ebene zur Verfügung stehen werden. Da das ICC nicht mehr für das Konferenzen und Veranstaltungen genutzt werden kann, soll – so Heithecker – die untere Fläche des CityCube als Kongress- oder Konvention Areal genutzt werden. Die Planung für die obere Ebene ist laut Heithecker in der Diskussion: zum einen könnte ein kompletter Produktbereich hier ihren Platz finden, zum anderen wäre auch die Nutzung für einzelne Aussteller wie in Halle 4.2 denkbar. Ein definitiver Plan für die Aufteilung der beiden Ebenen im CityCube soll zur „IFA Global Press Conference“ am 24. April vorliegen.

 

Die Auflösung der Trennung von Vollsortimentern wird zur IFA 2014 weiter gelockert. War es bis jetzt nur möglich im Bereich z. Bsp. vernetztes Haus auch Weiße Ware zeigen zu können, so wurde eine Übereinkunft getroffen, die diese strickte Trennung nun aufhebt. Unter Maßgabe des Fortbestehens der Bereiche „Consumer Electronic“ und „Home Appliance“, können nun Aussteller ihr gesamtes Sortiment präsentieren. Der Messestand soll jedoch in der Sektion angesiedelt sein, in der auch der Schwerpunkt des Herstellers liegt. Unter der Aufhebung der Sortimentstrennung könnte die Wahrnehmung als Spezialist für bestimmte Warengruppen leiden, so Heithecker. Der IFA-Direktor bleibt ein Verfechter der eindeutigen Zuordnung von Consumer Electronics und Home Appliances.

 

Auf die optimierte IFA 2014 dürfen wir gespannt sein. Der CityCube wird wohl rechtzeitig fertig sein. Ob mit seiner Einbeziehung eine Entlastung der angespannten räumlichen Situation der IFA eintritt und alle ausstellungswilligen Firmen einen Platz finden, bleibt offen. Die Auflösung der Restriktion „Trennung von Consumer Electronics und Hausgeräten“ könnte zur Lösung dieser Probleme beitragen – denn aus „zwei mach eins“ bringt am Ende immer neue Ausstellungsflächen. (GW)

Nach oben

Stockholm verordnet Spardiktat

Auf dem Capital Markets Day am 19. November dieses Jahres verkündete Keith McLoughlin, CEO von Electrolux, einen harten Sparkurs. Rund 1 Milliarde Schwedenkronen – rund 110 Millionen Euro - sollen im kommenden Jahr eingespart werden, vorwiegend in Europa. Denn das Europageschäft, so der Electrolux-Boss, bleibe generell schwach und unter Preisdruck. Auch wenn diese Kriterien wohl auf Deutschland nicht explizit zutreffen, so ist auch die deutsche Niederlassung in Nürnberg betroffen. Mitgehangen, mitgefangen!

 

Einem Bericht der Nürnberger Nachrichten vom 29. November zu Folge, sollen an den Standorten Nürnberg und Rothenburg/ Tauber rund 95 Stellen gestrichen werden. In erster Linie sei Nürnberg betroffen, so die Lokalzeitung. Dabei sei schon die Belegschaft, die 2007 noch 850 Mitarbeiter umfasste, auf aktuell 520 Beschäftigte reduziert. Und jetzt soll nochmals ein Einschnitt vollzogen werden.

 

In diese Gemengelage passt auch die Meldung, dass der Hausgerätekonzern die Marke Electrolux in Deutschland und Österreich vom Markt nehmen will. So heißt es in einer Pressemitteilung vom 5. Dezember: „Um den sich verändernden Marktbedingungen optimal zu begegnen, hat Electrolux seine Markenstrategie weiterentwickelt. In seinen Schlüsselmärkten fokussiert sich das Unternehmen zukünftig auf seine stärksten Marken. So will Electrolux sicherstellen, dass alle verfügbaren Ressourcen gezielt dazu eingesetzt werden, die Stärken der erfolgreichen Marken weiter auszubauen und somit das Marktpotenzial optimal auszunutzen. In Deutschland trifft dies auf die Premiummarke AEG zu, die hierzulande die höchste Markenbekanntheit und -sympathie genießt. Dieser weiterentwickelten Markenstrategie folgend wird das Unternehmen seine Vertriebsaktivitäten mit der Electrolux Inspiration Range in Deutschland und Österreich zum 30. Juni 2014 einstellen.“

 

Und Electrolux weiter: „Das Hauptaugenmerk bei der Weiterentwicklung der Marke AEG wird auf dem Ausbau der hochwertigen Produktgruppen und Technologien liegen. Im Einbausegment sind dies High-End-Kochgeräte wie etwa Multidampfgarer mit Sous Vide-Funktion oder Induktionskochfelder, neue XXL-Geschirrspüler für 15 Maßgedecke und besonders energieeffiziente Kühlgeräte. Im Bereich Wäschepflege liegt der Fokus auf den erfolgreichen Frontladern und Wärmepumpentrocknern. Diese Produktgruppen finden sich auch in den weiterentwickelten Fachhandelskonzepten – „Preference“ für den Küchenfachhandel und „Exclusiv“ für den Elektrofachhandel – wieder.

 

Vor zwei Jahren hatte der Konzern beschlossen, die Marke Electrolux exklusiv dem Küchen- und Möbelhandel zur Verfügung zu stellen. Dazu wurde noch zusätzlich eine komplett neue Gerätegeneration die „Inspiration-Range“ aus der Taufe gehoben und zur IFA 2012 wie auch auf den Küchentagen in Ostwestfalen offensiv promotet. Dieser Schritt löste damals die Marke Juno ab. Selbst auf der IFA 2013 wurden noch Neuheiten der Inspiration-Range gezeigt. Das aktuelle „Kommando zurück“ bewirkt nun eine weitere Konzentration im Marken-Portfolio der Schweden in Deutschland und Österreich und passt somit in das aus Stockholm angeordnete Sparpaket.

Nach oben

EU-Recht: Razzien zum Wohle der Verbraucher!

Die von der EU-Kommission veranlasste Razzia Anfang Dezember bei Philips, Samsung und Media Markt befeuert erneut die Diskussion um Konditionsgestaltungen für den stationären Handel sowie um mögliche Abschottungen von Onlinern. Die Brüsseler-Bürokraten sind davon überzeugt, dass die genannten Firmen die Internetvermarktung ihrer Elektronikprodukte verhindert und so Verbrauchern günstigere Preise vorenthalten haben. Sollten sich die Vorwürfe in einem Kartellverfahren bewahrheiten, drohen den Firmen saftige Strafen in Höhe bis zu 10 Prozent ihres Umsatzes.

 

Was darf man was nicht? In einem Interview auf den Online-Seiten des Fachmagazins „DerHandel“ vom 7. Dezember 2013 hat Rechtsanwalt Prof. Dr. Jan Bernd Nordemann die wichtigsten Punkte erläutert und zusammengefasst.

 

So führt er zum Beispiel aus: „Markenhersteller haben grundsätzlich das Recht, ihre Produkte im Rahmen so genannter selektiver Vertriebssysteme zu vertreiben. Das heißt, sie dürfen Qualitätsanforderungen festlegen, die die Vertragshändler erfüllen müssen, wenn sie Produkte dieser Marke verkaufen wollen. Solche Anforderungen - etwa in Bezug auf Beratung- und Serviceleistungen oder die Ladengestaltung - sind zulässig und rechtlich unumstritten. Händler, die sie nicht erfüllen dürfen vertraglich vom Bezug der Ware ausgeschlossen werden.

 

Seit es den Internethandel gibt, stellt sich die Frage, ob und inwieweit man solche Qualitätskriterien auf den Onlinehandel übertragen kann. Dazu gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Gerichtsurteilen, aber noch keine höchstrichterliche Grundsatzentscheidung.“

 

Nordemann macht aber auch deutlich: „Sämtliche Produkte, für die der Hersteller keine qualitativen Vorgaben an den Verkauf aufstellt, dürfen in der realen und in der virtuellen Welt ohne Einschränkungen durch die Vertragshändler verkauft werden, also auch bei Ebay, Amazon und anderen Onlineshops.“



Das komplette Interview lesen Sie hier.

 

Quelle: DerHandel.de, 7. Dezember 2013. Interview mit Prof. Dr. Jan Bernd Nordemann von der Kanzlei Boehmert & Boehmert, Berlin

Nach oben